Donnerstag, 1. November 2007

Raummetaphern des Internet

Passend zu unserem Thema Medienkompetenz hier der Ursprung zu ein paar durchaus bekannte Begriffen für das Internet als Kommunikationsplattform.

Raummetaphern haben im Internet als "Kommunikationsräume", "Datenautobahn", "Globales Dorf" oder "global village", "Virtuelle Gemeinschaft" oder eben "Cyberspace" eine hohe Bedeutung, die entsprechend der Perspektive verschiedener Autoren besetzt wird.

Der Begriff der Datenautobahn geht bspw. auf US-Vizepräsident Al Gore (1993–2001), der als einer der ersten Spitzenpolitiker eine Popularisierung des Internet anstrebte, zurück. Er benutzte den Namen „Information Superhighway“ erstmals 1993. Die von ihm eingeführte Metapher wurde im „Bangemann-Report“ 1994 als „Datenautobahn“ zum ersten Mal auf europäischer Ebene benutzt. Mit dem Auto als vertraute Technologie stellt der Begriff Datenautobahn ein informationstheoretisches Transportmodell dar, dass die Distanz zwischen Technologie und Alltagsgegenstand, von Normalbürger und Computerspezialisten scheinbar verringern soll.

Der Mediensoziologe Marshall McLuhanmcluhan prägte den Begriff des global village, schon lange vor der Zeit des Internet. Er beschrieb jenes große globale Dorf, in dem alle miteinander vernetzt sind, wo nichts geheim bleibt und wie Raum und Zeit dahingeschwunden sind. Der Sachverhalt wurde von ihm sehr gut getroffen, denn manche Wege sind in der Tat erstaunlich kurz geworden: Wer bspw. ein Gedicht Shakespeares lesen will, braucht nicht zur Bibliothek gehen, die Texte sind vom Schreibtisch nur ein paar Maus-Klicks entfernt, wer einen aktuellen Blick auf Plätze der Welt werfen möchte, muss sich nicht in das Flugzeug setzen, er kann im Internet durch entsprechend ausgerichtete Kameras schauen. Eine weitere Parallele zum Dorfleben besteht in der Tatsache, dass im Netz theoretisch jeder jedem begegnen kann, wobei Kultur, Entfernung und gesellschaftliche Unterschiede keine Rolle spielen.

Taucht der Begriff des Cyberspace auf, ist damit meist keine fortschrittliche Virtual-Reality-Anwendungen1 gemeint, sondern handelt es sich um eine weitere Raummetapher für das Internet. Cyberspace bezeichnet den Zustand des Eintauchens in eine virtuelle Umgebung und somit wird der Begriff der "virtuellen Realität" häufig als Synonym verwendet.

1Die reale Welt wird von einer künstlichen im Computer ersetzt, in welche man mit Hilfe von verschiedenen körperangepassten Schnittstellen, wie Datenhandschuh (data glove), Datenhelm (head mounted display) oder Datenanzug (data suit) eintauchen kann. Sogenannte „Tracker“ erfassen die Bewegung und leiten sie in den Rechner, der sofort das neue Bild errechnet. Jede Aktion wird dabei sofort im Virtuellen Raum umgesetzt. Der User kann sich oder Gegenstände in der Virtuellen Welt adäquat zur realen Bewegung verändern.


Literatur:
Döring, Nicola: Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozessse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen. Hogrefe-Verlag GmbH & Co. KG. Göttingen 2003.

Hickethier, Knut: Einführung in die Medienwissenschaft. Verlag J. B. Metzler. Stuttgart 2003.

Bildquelle:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/9/9133/1.html

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